Der Winter war lang - und ich war "sagenhaft" fleißig und nie
allein.
Jeden Tag marschierten die Sagengestalten des Bodensees durch die
Jahrhunderte zu mir und in meinen Kopf und in das Buch hinein.
Ich umrundete in Gedanken den Mindelsee,
sah in Radolfzell Nebel
aufsteigen und hörte in Ludwigshafen
einen Barden
in die Saiten greifen. Ich erlebte den vergangenen Sommer mit all
den schönen Spaziergängen noch einmal und wurde
wieder zum Kind, das die mächtigen
Sipplinger Churfirsten umrundet oder durch Marienschlucht
und Hödinger
Tobel stapft.
Der Affenberg oder die
Salemer Seen
schlichen sich in die Geschichte und auch die Pfahlbauten.
Zwischen Ittendorf
und Meersburg musste ich
mich für ein gutes oder ein dramatisches Ende entscheiden und
schließlich
ließ ich meine Helden nach großer Gefahr dort erleichtert aufatmen,
wo der Hintergrund des Buches seinen Anfang nahm:
Auf der Mainau. Einer ihrer
alten Bäume ?lieh? mir seine Rinde für die Buchseiten.
Als die ersten Schneeglöckchen im kalten Wind schaukelten, begann
ich zu zeichnen. So, wie sie monatelang in meinem
Kopf lebten, lächelten sie mir jetzt auf dem Papier entgegen. Jede
Figur wurde sorgsam ausgeschnitten, in eine winzige Welt
aus Rindenstücken, Wurzeln und Waldfundstücken integriert,
fotografiert und bearbeitet.
Der große Riese und die kleinen Mullekinder,
der Möggel vom Mindelsee mit den blauen Käfern im Haar, das
Nebelmännle, der Barde von Ludwigshafen
und Hildegard von Süpplingen kamen zu mir.
Auch der Überlinger
Hunnengrabwächter und der Überlinger Minkreiter tauchten auf.
Mikkeli aus dem Uhldinger Kesselbrunnen, Tikina aus der Höhle unterm
Weißdornbusch oder der Stettener
Hasle Mann waren
eifrig. Die Weiße Dame von
Markdorf, der Baitenhauser
Guggenbichler halfen und aus Meersburg eilten der Glonke und der
Schnabelgiere herbei. Sie trafen den Poppele vom Hohenkrähen
und das Heiligenberger Bodenmännle
und so manch
andere hilfreiche Gestalt und bestanden mutig im Wald, in Höhlen und
sogar unter Wasser alle Abenteuer, um den Bodensee
vor einem bösen Zauber zu retten.